FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Deutschland in Angst vor einem Blutbad - eine Gruppe aus dem Ausland soll Anschläge planen. Aber es wächst auch die Sorge, dass islamistische Einzeltäter zuschlagen. Die Polizei hat Urlaubssperre, denn es gilt die Alarmstufe rot.
Nennen wir ihn Thomas. Er ist 26 Jahre alt. Seine Eltern sind geschieden, in Kindheit und Jugend fehlt dem Jungen das, was gemeinhin eine Orientierungsperson genannt wird. Das Gymnasium schafft er nicht, auch nicht die Höhere Handelsschule. Als Jugendlicher finanziert er seinen Lebensunterhalt mit Drogengeschäften, er wird dafür zu mehreren Jahren Haftstrafe verurteilt. Der Aufenthalt im Gefängnis verändert sein Leben. Dort wird Thomas von muslimischen Häftlingen angesprochen, die ihm die Gemeinschaft ihrer Gruppe und ein klares Weltbild anbieten.
Freund und Feind sind darin säuberlich getrennt. Noch während seiner Haftzeit konvertiert er zum Islam, zu dessen radikaler, islamistischer Variante. Heute vertritt er eine strikte Auslegung seiner neuen Religion für alle Belange des Lebens. Er hat sich einen Bart wachsen lassen, hat sein Äußeres, wie er sagt, dem Propheten Mohammed angepasst. Und er hat einen Sprachkurs in Arabisch besucht. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen befindet sich Thomas in einer Phase der Radikalisierung.
Was bringt einen jungen Deutschen dazu, sich dem radikalen Islam zu verschreiben? Was bewegt ihn dazu, zu konvertieren? Und wie läuft das ab? In Düsseldorf hat sich der Verfassungsschutz diese Fragen gestellt und in einem aufwendigen Verfahren die Lebensläufe von 140 männlichen Konvertiten untersucht, die in der umtriebigen islamistischen Szene an Rhein und Ruhr verkehren, die in diesen Tagen der Terrorgefahr Polizei und Verfassungsschützer in Atem halten. Die Behörde hat dafür alle Daten zusammengetragen; mehr als ein Viertel der Konvertiten war für die noch unveröffentlichte Untersuchung bereit, sich in Interviews mit Polizeihauptkommissaren zu den Beweggründen ihrer Konversion zu äußern. Weiter lesen und einen Beitrag abgeben >>> F.A.S. | Sonntag, 21. November 2010