WELT ONLINE: Gerade in der aktuellen Finanz-krise, in der Europa weiter zusammen-rücken und seine Wirtschaftspolitik enger abstimmen soll, übernimmt in Großbritannien mit dem konservativen David Cameron ein Euro-skeptiker die Macht. Bald schon könnte es zu ernsten Friktionen mit den anderen EU-Mitgliedern kommen.
Der alte Hausherr hatte kaum seine Koffer gepackt, da ließ der neue Chef der Downing Street bereits wissen: Keine weitere Macht für Brüssel! Über jede Übertragung neuer Zuständigkeiten an die EU müsse von nun an in Referenden entschieden werden. Und dem Euro werde man ganz sicher auch nicht beitreten.
Letzteres überrascht nicht, angesichts der kriselnden europäischen Währung. Aber auch die Drohung, sich einer weiteren Vertiefung der Union per Volksentscheid entgegenzustellen, war erwartbar. Zumal David Camerons Linie hier sogar weicher geworden ist. Noch vor einem guten Jahr drohte der Tory-Chef damit, den Lissabon-Vertrag auch nach dem Inkrafttreten zur Abstimmung vorzulegen.
Dass die traditionell euroskeptischen Briten den jahrelang umstrittenen Vertrag niedergestimmt hätten, stand außer Frage. Doch was bedeutet „Machttransfer an Brüssel“? In der EU-Hauptstadt wagt man keine Voraussage. >>> Von Stefanie Bolzen | Mittwoch, 12. Mai 2010