NZZ am SONNTAG: Um die Schweinegrippe zu bekämpfen, hat die ägyptische Regierung im Mai die Tötung aller Schweine befohlen. Eine Massnahme, die nichts nützt – und neue Probleme schafft.
«Die Regierung hat unsere Schweine getötet – nun soll sie den Abfall in Kairo selber wegräumen», meint Zaki Anwar trotzig. Er ist einer der zahlreichen privaten Abfallsammler in der Grossstadt am Nil und lebt mit seiner Familie in Manshiet Nasr, einem von Zuwanderern gebauten Quartier. Dort leben viele Menschen vom Geschäft mit dem Kehricht. Jedenfalls war es so bis im vergangenen Mai.
Damals ordnete der ägyptische Präsident Hosni Mubarak an, sämtliche Schweine am Nil zu keulen. Damit sollte der Schweinegrippe, wie auch in Ägypten die Erkrankung durch das H1N1-Virus genannt wird, Einhalt geboten werden. Rund 350 000 Schweine wurden getötet, denn niemand wagte es, Mubarak zu widersprechen oder ihn auf die Untauglichkeit der Massnahme hinzuweisen.
Dadurch geriet Kairos Entsorgungssystem aus dem Gleichgewicht. Während in Ägyptens Kleinstädten jeder allein für die Abfallbeseitigung sorgen muss, war sie in Kairo bis zum Mai ein einträgliches Geschäft. Kleinunternehmer, die sogenannten Zaballin, die mehrheitlich christliche Kopten sind, holten den Kehricht für eine Monatsgebühr von umgerechnet 1 Franken ab. Geschäft mit der Schweinemast >>> Kristina Bergmann, Kairo | Sonntag, 27. September 2009