WELT ONLINE: Mit brutalen Einschüchterungen versuchen die Taliban, potentielle Wähler von der Stimmabgabe bei der Präsidentenwahl am Donnerstag fernzuhalten. Auf Flugblättern warnen sie vor dem Gang zu den Urnen: "Jeden Finger, der bei der Stimmabgabe mit Tinte markiert wurde, werden wir abschneiden."
Westliche Geheimdienste befürchten am Donnerstag bei der Präsidentenwahl in Afghanistan einen Gewaltausbruch der islamistischen Taliban. Auch Vertreter des afghanischen Geheimdienstes NDS äußerten in der afghanischen Hauptstadt Kabul die Befürchtung, dass besonders im Süden des Landes die Wähler beim Gang an die Urnen „in Lebensgefahr sein könnten“.
Ein NDS-Angehöriger wies auf Flugblätter hin, auf denen die Taliban „direkte Angriffe“ auf Wahllokale ankündigten. Sie drohten unverhohlen: „Jeden Finger, der bei der Stimmabgabe mit Tinte markiert wurde, werden wir abschneiden“. Mit der Markierung sollen Wahlfälschungen verhindert werden.
Auf den am Sonntag aufgetauchten Flugblättern heißt es, dass die „geachteten Einwohner“ darüber informiert sein sollten, „dass sie nicht an den Wahlen teilnehmen dürfen, weil sie sonst Opfer unserer Operationen werden“. Besonders sind die Geheimdienstler über die Drohung der Taliban, „neue Taktiken“ gegen Wahllokale anzuwenden, besorgt. Es sei den afghanischen Sicherheitskräften jetzt so gut wie unmöglich, sich auf neue Angriffsmodalitäten einzustellen, sagte ein Experte. Zynisch erklärten die Taliban, falls Bürger vor oder in den Wahllokalen verletzt würden, seien sie selbst dafür verantwortlich, „denn die Taliban haben sie vorher informiert“. >>> Von Friedrich Kuhn | Montag, 17. August 2009