Tuesday, August 18, 2009

Afghanistan: Der Präsident zeigt im Wahlkampf keine Skrupel

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Wahlkampfauftritt von Karzai: Der Präsident zieht alle Register. Photo: FAZ

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Noch stehen die grauen Holzbänke im Klassenzimmer, und an der Tafel sind die Mathe-Formeln der vergangenen Unterrichtsstunde zu erkennen. Wenig deutet daraufhin, dass in diesem Gymnasium im Herzen Kabuls am Donnerstag 15.000 Hauptstädter ihre Stimmen abgeben sollen. Aber der Schuldirektor ist sicher, dass alles rechtzeitig am Platz sein wird: „Wir werden hier für einen fairen und transparenten Ablauf sorgen“, versichert er - und wagt dann eine Einschränkung: „Was danach mit den Stimmen geschieht, darauf haben wir keinen Einfluss.“

Eine freie und faire Wahl wurde den Afghanen versprochen, aber genau daran wachsen die Zweifel. Seit Wochen häufen sich Vorwürfe und Verdachtsmomente gegen Amtsinhaber Hamid Karzai. Der Präsident ziehe alle Register, um als Sieger aus den Wahlen hervorzugehen, heißt es unter Beobachtern. Von „zu erwartenden Manipulationen“ ist die Rede. Manche gehen sogar soweit, die zweite Präsidentenwahl seit dem Sturz der Taliban als „Farce“ zu bezeichnen.

Ohne Betrug werde Karzai die Wahlen verlieren, sagte sein ernsthaftester Herausforderer, Abdullah Abdullah, Ende vergangener Woche in Kandahar. Am Montag wiederholte der frühere Außenminister seine Vorwürfe, als er in einem Kabuler Stadium seine letzte Wahlkampfrede hielt. „Wenn es keinen Wahlbetrug gibt, dann wird das Volk gewinnen“, „Wenn Eure Stimmen nicht gestohlen werden, werdet Ihr dieser korrupten Regierung ein Ende machen.“

Im Präsidentenpalast werden derartige Vorwürfe zurückgewiesen, und tatsächlich sind bislang nur unbewiesene Meldungen im Umlauf. Wie es heißt, werden derzeit Stimmzettel zu Tausenden verkauft. Im paschtunischen Süden sollen Männer festgenommen worden sein, die ganze Stapel von Stimmkarten im Gepäck hatten. Dorfältesten seien von den örtlichen Wahlbehörden Sammelkarten ohne Identitätsnachweise ausgehändigt worden, heißt es. >>> Von Jochen Buchsteiner, Kabul | Dienstag, 18. August 2009

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
Afghanistan: Wieder Tote bei Selbstmordanschlag in Kabul >>> | Dienstag, 18. August 2009