WELT ONLINE: Am Sonntag wählt Ungarn: Die Prognosen lassen einen Triumph antidemokratischer und antisemitischer Kräfte befürchten. Die Situation erinnert an die düstere Vorkriegszeit. Das Land wird überschüttet mit völkisch-paranoiden Parolen, mit Fabulierungen über das "ungarische Wesen".
Die Wahlen in Ungarn werden durch die Vergangenheit bestimmt. Durch eine Vergangenheit, die in die 30er- und 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts reicht und im Jahre 1945 eingefroren wurde.
Ungarn ist im Vergleich zu Westeuropa ein Entwicklungsland. Es ist von seiner Geschichte noch nicht geheilt, somit im Grunde „frühreif“ für die Mitgliedschaft in der EU. Was hier die politische Atmosphäre bestimmt, ist westlich der Elbe und der Leitha längst überwunden worden: Die Mehrheit der Bevölkerung ist autoritär eingestellt.
Sie hält wenig von Freiheit ruft nach Ordnung. Das demokratische Prinzip eines Gleichgewichtes zwischen Freiheit und Ordnung ist in den Augen der Mehrheit eine liberal-kosmopolitische Täuschung. >>> Von Rudolf Ungváry | Freitag, 09. April 2010