ZEIT ONLINE: Der Republikaner Scott Brown erobert den Senatssitz von Ted Kennedy und kippt die Machtverhältnisse in Washington. Für Obama wird das Regieren viel schwerer. Von Josef Joffe
Brown ist ein Allerweltsnamen in Amerika; jetzt klingt er wie "Gottseibeiuns" im Weißen Haus. Dieser Brown, mit Vornamen Scott, hat am Dienstag einen wichtigen Senatssitz in Massachusetts gewonnen und damit die Vorherrschaft der Demokraten in diesem "exklusivsten Club der Welt" gebrochen.
Brown war bis vor ein paar Tagen ein kaum bekannter Staats-Senator im Lande der Kennedys. Jetzt hat er die Machtverhältnisse im Senat, wenn nicht gar in Washington überhaupt umgestülpt – mit der magischen Zahl "41": So viele Senatoren haben die Republikaner nun nach seinem vor zwei Wochen noch für unmöglich gehaltenen Sieg. Damit fehlt den Demokraten just die eine Stimme, die sie brauchen, um einen "Filibuster" der Opposition abzuwürgen. Der Filibuster ist die Dauerrede, die verhindert, dass es zur Abstimmung kommt, die Republikaner können damit nun jedes Gesetz blockieren.
Bislang verfügten die Demokraten mithilfe von zwei Unabhängigen über die notwendige Stimmenzahl von 60 Senatoren. Diese Supermehrheit ist nun dahin.
Aber die Sache hat auch noch eine hochsymbolische Seite. Dieser Brown hat den Sitz des verstorbenen Ted Kennedy erobert, den dieser mehr als ein halbes Jahrhundert innehatte. Der Patriarch des Clans und Bruder von John F. Kennedy war der Großwesir des linken Lagers in der Demokratischen Partei, der Mentor Obamas und praktisch der Erfinder der leidenschaftlich umkämpften Gesundheitsreform, die nun noch weiter verwässert werden wird. >>> Josef Joffe | Mittwoch, 20. Januar 2010