NZZ Online: Präsident Obama hat mit einem Besuch im früheren Konzentrationslager Buchenwald deutlich gemacht, dass der Holocaust auch in seinem Politikverständnis eine entscheidende Rolle spielt.
Zusammen mit seiner Gastgeberin, der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat der amerikanische Präsident Barack Obama am Freitagnachmittag das Nazi-Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar besucht. Damit machte er deutlich, dass seine Dialogbereitschaft gegenüber der islamischen Welt nicht etwa als Abwendung von den Juden oder vom Staat Israel zu verstehen ist. Nach einem Rundgang durch das Lager riefen er und Merkel zu Wachsamkeit gegenüber Unmenschlichkeit und Terror auf. Er werde nie vergessen, was er hier gesehen habe, sagte Obama, der sichtlich zutiefst bewegt war.
«Nie wieder»
Obama ist der erste amerikanische Präsident, der Buchenwald besichtigt. Mit dem Lager, in das unter der Herrschaft der Nationalsozialisten rund eine Viertelmillion Menschen verschleppt wurden und in dem mehr als 56'000 zu Tode kamen, verbindet sich in seinem Fall auch ein Stück Familiengeschichte. Laut Angaben des Präsidenten gehörte der heute 84 Jahre alte Bruder seiner Grossmutter 1945 zu den amerikanischen Soldaten, die einen Teil des Lagers befreiten. «Dieser Ort lehrt uns, wachsam zu sein in unserer eigenen Zeit, damit so etwas nie wieder passiert», sagte Obama. Am Denkmal für alle Häftlinge auf dem einstigen Appellplatz legte er eine weisse Rose nieder. Merkel machte klar, dass es Teil deutscher Staatsräson sei, die immerwährende Erinnerung an den Zivilisationsbruch durch den Völkermord an den Juden wachzuhalten. Der KZ-Überlebende und Nobelpreisträger Elie Wiesel erzählte Obama von seiner Zeit in dem Lager. >>> U. Sd. Dresden | Freitag, 05. Juni 2009