NZZ Online: Präsident Obama setzt zur Überwindung der Kluft zwischen muslimischen Staaten und dem Westen nach eigenen Worten auf die Türkei. Nach einem Gespräch mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül sagte Obama am Montag in Ankara, die Türkei und die USA könnten eine Modellpartnerschaft zwischen einer christlich und einer muslimisch geprägten Nation aufbauen.
Er sei sich mit Gül darüber einig, dass Terrorismus unter keinen Umständen akzeptabel sei, sagte Obama auf der letzten Station seiner Europareise. Die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA hätten sich zu lange auf militärische Fragen und die nationale Sicherheit konzentriert. Beide Seiten müssten aber auch bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise zusammenarbeiten, forderte Obama.
Zum Vorgehen der Osmanen gegen die Armenier zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezog Obama klar Stellung, vermied aber eine Wiederholung des Begriffs «Völkermord» wie noch während seines Wahlkampfs. «Meine Ansichten sind offiziell dokumentiert, und ich habe die Ansichten nicht geändert», sagte er.
Historiker gehen davon aus, dass im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier vor und während des Ersten Weltkriegs getötet wurden. In der Türkei wird der Vorwurf des Völkermords jedoch vehement zurückgewiesen. Obama hatte Anfang 2008 erklärt, «der Völkermord an den Armeniern» sei kein Vorwurf oder eine persönliche Meinung, sondern vielmehr eine gut dokumentierte Tatsache.
Am Montag würdigte Obama Güls Teilnahme an Verhandlungen zwischen Armenien und der Türkei. Er wolle diese Gespräche unterstützen und nicht zugunsten einer Seite beeinflussen, sagte der US-Präsident. Sollten beide Länder ihre «schwierige und tragische Geschichte» aufarbeiten können, «sollte das die ganze Welt unterstützen». >>> ap | Montag, 6. April 2009