FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Nach sieben Jahren im Amt ist der Chef des staatlichen Religionsamtes in der Türkei, Ali Bardakoglu, zurückgetreten. Spekuliert wird, dem Rücktritt seien Differenzen zwischen Bardakoglu und der Regierung von Ministerpräsident Erdogan vorausgegangen.
Der oberste türkische Religionswächter Ali Bardakoglu muss überraschend sein Amt aufgeben. Bardakoglu sei nach Auseinandersetzungen mit der islamisch-konservativen Regierung entlassen worden, berichtete Zeitung „Milliyet“ am Donnerstag. Nachfolger an der Spitze der türkischen Religionsbehörde (Diyanet) soll der bisherige stellvertretende Religionswächter Mehmet Görmez werden.
Die Zeitung schrieb, Bardakoglu habe der Regierung im Kopftuch-Streit eine klare Position verweigert, indem er erklärte, das Kopftuch sei für muslimische Frauen keine religiöse Pflicht, sondern eine persönliche Entscheidung. Alkohol hatte er zwar als Sünde im religiösen Sinne bezeichnet, „egal ob am Steuer eines Autos oder in den Bergen“. Allerdings sei es eine politische Frage, in welchen Situationen der Genuss von Alkohol auch eine Straftat sei. Zudem ging er zuletzt auf Distanz zur Politik. „Ich habe bis heute an keinem Empfang teilgenommen“, sagte er. >>> AFP/dpa | Donnerstag, 11. November 2010