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Sunday, November 09, 2008

Ein amerikanischer Traum

NZZ am Sonntag: Barack Obama hat den Präsidentschaftswahlkampf im Zeichen des «American Dream» geführt – und deshalb auch gewonnen, schreibt Alfred Defago

Ich lebe seit bald 15 Jahren in den USA. Seit 8 Jahren wohne und arbeite ich in einem ausschliesslich amerikanischen Umfeld. Da wir in der Neuen Welt bleiben wollen, haben meine Frau und ich letztes Jahr Antrag auf die US-Staatsbürgerschaft gestellt. Seit kurzem sind wir Doppelbürger, wie übrigens die grosse Mehrheit aller Amerika-Schweizer. Und wie diese haben wir am letzten Dienstag gewählt. Wir stimmten für Obama.

Seine Wahl zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten verdankt Barack Hussein Obama neben der Enttäuschung über die Ära Bush dem Wiedererwachen des «American Dream», dieses ebenso faszinierenden wie banalen Traums, den alle Amerikanerinnen und Amerikaner von Zeit zu Zeit träumen. Es ist der verschwommene und zugleich plastische Traum von Generationen von alten und neuen Amerikanern, in einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr persönliches Glück zu finden. In europäischen Ohren klingt dies alles ein bisschen gar pathetisch. Der Verdacht, dass dieser Traum hohl und letztlich nur ein Streben nach materiellem Wohlstand sei, nach einem Haus, einem Auto und einem guten Lohn, ist weit verbreitet. Europäische Intellektuelle halten den «American Dream» deshalb nicht selten für naiv, wenn nicht gar verlogen. Man hat ihn auch immer wieder totgesagt: in der Grossen Depression der dreissiger Jahre ebenso wie nach dem Vietnam-Debakel in den frühen Siebzigern und nun wiederum in den wirtschaftlichen und weltpolitischen Erschütterungen unseres Jahrzehnts. >>> Alfred Defago | 9. November 2008, NZZ am Sonntag

NZZ am Sonntag: Ein Berg von Herausforderungen für Obama

Die wichtigsten Probleme, die der neugewählte US-Präsident anpacken muss

Wirtschaftspolitik

Konjunktur: «Wir stehen vor der grössten wirtschaftlichen Herausforderung unseres Lebens, und wir müssen rasch handeln», hat Barack Obama am Freitag an der ersten Pressekonferenz nach seiner Wahl gesagt. Da die Vereinigten Staaten aber immer nur eine Regierung und einen Präsidenten hätten, wolle er erst aktiv werden, wenn er am 20. Januar 2009 das Amt übernehme. Doch er liess die Möglichkeit offen, dass der Kongress bereits vorher ein Ankurbelungs-Paket verabschiedet, dessen Grössenordnung zwischen 150 und 200 Milliarden Dollar liegen könnte.

Steuern: Eine Änderung des Steuersystems war ein zentrales Thema des Wahlkampfes von Obama mit dem Ziel, die Belastung unterer und mittlerer Einkommen zu vermindern. Erste Schritte dürfte er im Zusammenhang mit der Konjunkturbelebung unternehmen, indem wie beim ersten Ankurbelungs-Paket im Sommer Barzahlungen schnell aus der Staatskasse an Konsumenten gehen. Veränderungen am System würden dann auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Im Wahlkampf hat Obama erklärt, dass die Steuersenkungen, die Präsident George Bush 2003 durchgeführt hat, für Einkommen von weniger als 250 000 Dollar erhalten bleiben sollen.

Finanzsystem: Obama hat eine Reform der Aufsicht über die Finanzmärkte und Finanzinstitutionen angekündigt, ohne sich jedoch schon auf Einzelheiten festzulegen. Er liess allerdings durchblicken, dass eine Priorität darin bestünde, die Zahl der Ämter deutlich zu verringern, die jetzt zuständig sind und oft gegeneinander operieren, von der US-Notenbank Federal Reserve bis zur Wertpapieraufsichtsbehörde. Darüber hinaus will er die Kapitalanforderungen an Finanzinstitutionen und ihre Durchsichtigkeit vergrössern. Bisher unregulierte Finanzfirmen wie Hedge-Funds, Derivate-Händler, Hypothekenmakler und Rating-Agenturen sollen unter Bundesaufsicht gestellt werden. >>> Gerd Brüggemann, Washington | 9. November 2008, NZZ am Sonntag

WELT am SONNTAG: Warum die Familie Obama nun ihren Kokon verlässt

Das Leben der vierköpfigen Familie wird sich mit dem Umzug von Chicago nach Washington grundlegend ändern. Das Leben im Weißen Haus aber auch: Denn nach dem ersten US-Wahlkampf im Internet verspricht Barack Obama seinen Fans intime Einblicke in sein Leben und Wirken. Vor allem auch in sein Privatleben.

Als Verna Williams ihrer alten Studienkollegin Michelle Obama telefonisch gratulierte, bot sie ihr halb im Scherz an, nicht länger "Meesh", sondern ab jetzt "Mrs. Obama" zu ihr zu sagen.

Michelle Obama, die Fast-schon-First-Lady, kicherte und konterte mit ein paar eigenen Vorschlägen, wie man sie von nun an titulieren könne - allesamt zu albern, sagt Williams, als dass man sie einem Zeitungsreporter verraten könnte.

Nach der Präsidentschaftswahl fängt die Familie Obama erst langsam an herauszufinden, wie man die "first family" der Vereinigten Staaten wird. Als erste schwarze Familie im Weißen Haus werden sie das lebende Tableau des Fortschritts einer multiethnischen Gesellschaft sein, und Freunde sagen, sie seien sich dessen sehr bewusst.

Dass alles, was sie sagen und tun – wie sie sich kleiden, wo Malia, 10, und Sasha, 7, zur Schule gehen, sogar, was für einen Welpen sie sich ins Haus holen –, vor Symbolwert nur so strotzen wird. "Sie sind eine intakte schwarze Familie, mit wunderbaren Kindern und einer liebevollen Verwandtschaft, die nun eben in der Villa der Exekutive wohnt", sagt Williams.

Chicago zu verlassen, das bedeutet für den gewählten Präsidenten Barack Obama und seine Familie, den schützenden Kokon, den sie um sich gesponnen haben, abzustreifen. Während des Wahlkampfs haben Malia und Sasha, die seit Jahrzehnten jüngsten Bewohner des Weißen Hauses, viel Zeit im winzigen Apartment ihrer Großmutter in Chicagos South Side verbracht, in eben dem Gebäude, in dem auch ihre Mutter aufgewachsen ist. Ihre Privatschule an der Universität von Chicago ist von Nachbarn und Verbündeten umzingelt, die liebevoll über die Mädchen wachen. >>> Von Jodi Kantor | 9. November 2008

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