ZEIT ONLINE: Dass in München palästinensische Demos nicht verboten sind, besorgt die jüdische Gemeinde. Imam Idriz sucht nach einem Weg, mit neuen Formen des Protests zu deeskalieren.
Der Imam schließt kurz die Augen und faltet die Hände. Es ist Freitagmittag, kurz nach dem Gebet. In einem lichtdurchfluteten Besprechungszimmer über der Moschee in Penzberg sagt Benjamin Idriz, was er in den vergangenen Tagen immer wieder gesagt hat: Dass er die Angriffe der Hamas auf die Zivilbevölkerung Israels verurteile. Gleich am Tag nach den Anschlägen schrieb er in einer Mitteilung: "Es ist nicht islamisch, Menschen in ihren Häusern zu überfallen, zu töten oder zu verschleppen."
Benjamin Idriz, 51, stammt aus Mazedonien, er hat im Libanon promoviert und ist seit 28 Jahren der Imam von Penzberg. Bekannt ist er über seine idyllische Gemeinde im Süden Münchens hinaus wegen seiner Bücher, in denen er einem breiten Publikum den liberalen Islam aufschlüsselt. Erklären, Orientierung geben, so sieht er seine Rolle. Doch das ist im Moment schwieriger denn je. » | Von Johanna Hintermeier, München | Samstag, 21. Oktober 2023