FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Im Zerwürfnis der britischen Königsfamilie geht es nicht nur um die Entgleisungen eines tragischen Helden. In Harry und William spiegelt sich der „Kulturkrieg“ in vielen Facetten wider.
Geschwisterrivalitäten sind so alt wie Profilneurosen, weshalb sich die frühen Memoiren des Prinzen Harry eigentlich abhaken ließen: als Befreiungsschlag eines noch nicht vollständig durchtherapierten Narzissten, der überdies maximale Tantiemen anstrebt. Es dürfte niemanden überrascht haben, dass die Geburt in eine Königsfamilie, zumal in die britische, nicht nur mit Privilegien einhergeht, sondern mit Verlusten wie dem Verzicht auf Privatsphäre. Als Zweitgeborener mag der Preis besonders hoch erscheinen, weil ein Leben im semiglamourösen Schatten des Erstgeborenen vorgezeichnet ist. Harrys Klage, statt einer Familie eine Institution bekommen zu haben, ist so nachvollziehbar wie banal. Man möchte daran erinnern, dass andere schwerere Päckchen zu tragen haben. » | Ein Kommentar von Jochen Buchsteiner, Politischer Korrespondent in London | Donnerstag, 12. Januar 2023