Wednesday, November 23, 2022

Britische Richter verhindern ein zweites Unabhängigkeitsreferendum – und stürzen die schottischen Nationalisten ins Dilemma

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Gemäss dem britischen Supreme Court darf Schottland ohne Zustimmung Londons kein Unabhängigkeitsreferendum abhalten – selbst wenn dieses nur konsultativ wäre. Nun will Regionalpräsidentin Nicola Sturgeon die nächste Unterhauswahl zu einem «faktischen Referendum» umdeuten.

Rückschlag für die schottischen Nationalisten: Nach dem Entscheid des Supreme Court wird es vorerst kein erneutes schottisches Unabhängigkeitsreferendum geben. | Jeff J Mitchell / Getty

Die schottischen Nationalisten liessen ihrer Enttäuschung am Mittwoch freien Lauf. Demonstranten mit Spruchbändern und Flaggen versammelten sich in mehreren schottischen Städten und zogen in Scharen vor das Regionalparlament in Edinburg. Im Unterhaus in London beklagten die Abgeordneten der Scottish National Party (SNP), Schottland befinde sich in englischer «Geiselhaft». Und Regionalpräsidentin Nicola Sturgeon erklärte, die Idee des Vereinigten Königreichs als einer freiwilligen Partnerschaft von Nationen entspreche definitiv nicht mehr der Realität.

Grund für die Aufregung war ein Urteil des britischen Supreme Court vom Mittwoch. Die höchsten Richter befanden einstimmig, dass das schottische Regionalparlament keine verfassungsmässige Befugnis habe, ohne Zustimmung des britischen Parlaments ein Gesetz zur Abhaltung eines neuen Unabhängigkeitsreferendums zu beschliessen. » | Niklaus Nuspliger, London | Mittwoch, 23. November 2022