Sunday, October 02, 2022

Der Fall von Liman ist ein weiteres Desaster für Russland – nun rechnen führende Kommandanten öffentlich mit dem Generalstab ab

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Die Ukrainer rücken an verschiedenen Fronten vor und wollen vor dem Winter möglichst grosse Geländegewinne erzielen. In Moskau hofft man auf den Effekt der Teilmobilisierung, doch die Nerven liegen blank.

Ukrainische Soldaten posieren vor einem Verwaltungsgebäude in der befreiten Stadt Liman. | Oleksiy Biloshytskyi / Reuters

Als Russlands Armee im Frühling aus der Umgebung von Kiew floh, verkaufte dies Moskau als «Geste des guten Willens», den chaotischen Rückzug aus Kupjansk und Isjum als «Umgruppierung». Doch als der Fall der strategisch bedeutsamen Stadt Liman am Samstagnachmittag nicht mehr zu verheimlichen war, verzichtete die Militärführung für einmal auf Euphemismen: «Angesichts der Gefahr einer Einkesselung wurden die alliierten Truppen abgezogen», erklärte das Verteidigungsministerium.

Ob diese auf «eine günstigere Position» zurückwichen, wie es im zweiten Teil der Meldung hiess, darf hingegen bezweifelt werden. Am Samstagabend gab es in der Stadt weiterhin Scharmützel, es blieb unklar, wie vielen der geschätzt 5000 russischen Soldaten die Flucht gelang. Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte dazu nur, die Mehrheit habe sich «entweder in Gefangenschaft begeben oder in Leichensäcke ‹verlagert›». In Videos auf sozialen Medien sind Tote Russen und Kriegsgefangene zu sehen, sie erlauben aber keinen Rückschluss auf genaue Zahlen. » | Ivo Mijnssen, Wien | Sonntag, 2. Oktober 2022

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