Friday, September 09, 2022

Kein Knicks für die Queen: Der Staatsbesuch von Elizabeth II. in der Schweiz war legendär – auch wegen einiger Peinlichkeiten

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Die britische Königin besuchte 1980 die Eidgenossenschaft. Ein Blick zurück.

«Wiege der Nation»: Queen Elizabeth II. erreicht am 2. Mai 1980 zusammen mit Bundespräsident Georges-André Chevallaz (links) und Innenminister Hans Hürlimann die Rütliwiese. | Keystone

Mit der Sondermaschine der British Airways schwebt sie aus London ein, die Königin. Es ist der 29. April 1980, kurz nach halb zwölf. Spätestens jetzt packt die sonst so republikanischen Eidgenossen das Adelsfieber – und dies in einem Ausmass, wie man es hierzulande seit dem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahre 1912 nicht mehr erlebt hat. Die 54-jährige Elizabeth II. entsteigt zusammen mit Prinzgemahl Philip dem Flugzeug. Auf dem Rollfeld in Kloten empfängt Bundespräsident Georges-André Chevallaz den hohen Besuch zu den Klängen von «God save the Queen». Derweil wird auf den Zuschauertribünen bereits gefachsimpelt, ob die Königin nun in Königsblau oder Pfauenblau gekleidet sei.

So beginnt ein viertägiger Staatsbesuch, der zu Recht historisch genannt wird. Elizabeth II. ist das erste britische Staatsoberhaupt, das die Schweiz offiziell besucht. Zwar kam bereits Queen Victoria, die so mächtig war, dass eine ganze Epoche nach ihr benannt wurde, im Sommer 1868 zur Erholung für einige Wochen in die Innerschweiz. Aber sie tat das inkognito, als «Lady Louise Kent, Gräfin von Kent». Nun folgt ihre Ururenkelin in staatlicher Mission. Und wie! Über 1000 Kilometer wird die Queen kreuz und quer durchs Land reisen oder besser: hetzen. Doch die königliche Visite wird auch als Kuriosum in die Geschichte eingehen. Ein «Staatsbesuch der verpassten Gelegenheiten», so bilanziert später die «Weltwoche». Beherrscht von «Polizei, Notabeln und Peinlichkeiten». » | Marc Tribelhorn | Freitag, 9. September 2022