Monday, August 08, 2022

Der lange Schatten der «eisernen Lady»

Jahre nach ihrem Tod feiert Margaret Thatcher im Rennen um die Johnson-Nachfolge ein postumes Comeback. Sowohl Liz Truss wie auch Rishi Sunak präsentieren sich als politische Erben Thatchers – und streiten darüber, wie die «eiserne Lady» auf die heutige wirtschaftliche Misere reagieren würde.

Die britische Premierministerin im Mai 1980 vor der Downing Street Nummer 10. Auch 42 Jahre später bleibt sie für die britischen Konservativen prägend. | John Redman / AP

1987 erklärte Margaret Thatcher in einem BBC-Interview, sie hoffe, als Premierministerin immer weiter- und weiterzumachen. Im Herbst 1990 musste sie nach einer parteiinternen Rebellion dann doch zurücktreten, 2013 verstarb sie im Alter von 87 Jahren. Nun aber feiert die «eiserne Lady» im Rennen um die Nachfolge von Boris Johnson eine Art Comeback. Sowohl die Favoritin Liz Truss als auch ihr Gegner Rishi Sunak erklärten Thatcher zu ihrem grossen Vorbild im Amt des Premierministers – und liefern einander seither einen erbitterten Wettstreit um ihr politisches Erbe.

Gezielte Assoziationen

Mit ihrer Kleiderwahl und Symbolik weckt Truss schon seit längerem Assoziationen zu Thatcher. Im Februar reiste die Aussenministerin in einem ähnlichen Pelzmantel nach Moskau wie einst ihr grosses Vorbild. Im letzten Herbst liess sie sich in Estland auf dem Dach eines britischen Panzers fotografieren – und stellte damit ein Bild Thatchers aus dem Jahr 1986 nach. Zudem präsentiert sich Truss als stramme und durchsetzungsfähige Macherin, die charakterlich der «eisernen Lady» gleicht. » | Niklaus Nuspliger, London | Montag, 8. August 2022