Monday, June 13, 2022

McDonald’s ist jetzt lecker: Der Nachfolger in Russland kopiert die Marketingsünden des Westens

KOMMENTAR

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Die alten McDonald’s-Filialen sperren in Moskau wieder auf – mit russischem Namen. Doch der amerikanische Einfluss bei Marke und Werbung ist unverkennbar. Man hätte besser auf das Nachahmen verzichtet.

Der McDonald’s-Einfluss ist bei «Wkusno i totschka» unverkennbar. | Evgenia Novozhenina / Reuters

McDonald’s hat sich zwar aus Russland verabschiedet. Burger werden aber wieder verkauft, jetzt mit anderem Namen, anderem Logo und ohne Beteiligung der Amerikaner. Der Unternehmer Alexander Gowor hat das McDonald’s-Filialnetz gekauft und am Wochenende die ersten Ableger in Moskau wiedereröffnet. Das Menu liest sich etwas anders, der Big Mac ist verschwunden, und an den neuen Auftritt der Kette muss man sich gewöhnen: «Wkusno i totschka». Das heisst «Lecker und Punkt». Es soll bedeuten «Lecker. So ist es».

Damit können die neuen alten russischen Burger-Brater auch bei der Werbung dem amerikanischen Einfluss nicht entkommen – aller Russifizierung zum Trotz. Der «Totschka»-Punkt ist eigentlich ein Satzzeichen. Im Marketing-Englisch ist es etabliert, einen Slogan durch einen Punkt zu verstärken. «Just do it.», empfiehlt der Sportartikelhersteller Nike seit Jahrzehnten. Der Punkt fügt Gravitas hinzu, wirkt bekräftigend, aber nicht so aufgeregt wie ein Ausrufezeichen. » | Benjamin Triebe | Montag, 13. Juni 2022