NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Jean-Luc Mélenchon hat die Stichwahl nur um 1,2 Prozentpunkte verpasst. Seine Wähler werden das Duell zwischen Macron und Le Pen entscheiden. Doch ihr Wille, den Sieg der rechtsextremen Kandidatin zu verhindern, hat unter fünf Jahren Macron stark gelitten.
Mittwoch ist Markttag in Melun. Vor der grossen Halle am Rand des Stadtzentrums bieten Händler Kleider am Wühltisch, Spielzeug und gebratene Poulets an. Drinnen gibt es frisches Gemüse, Obst, frischen Fisch, Fleisch und Wurstwaren. Aber an diesem Morgen ist wenig los; es regnet in Strömen.
Bis vor wenigen Tagen waren die Markttage von Melun Pflichttermine für Fatiya Ammad Mothay. An diesem Mittwoch sitzt sie in einem Café gegenüber der Markthalle und bestellt den zweiten Kaffee innerhalb einer halben Stunde. Sie sei etwas müde, sagt sie lächelnd. 16 Monate lang hat sie mit ihren Mitstreitern in Melun und Umgebung für Jean-Luc Mélenchon geworben: mit Flyern, Tür-zu-Tür-Werbung und klassischen Wahlveranstaltungen. Eine Knochenarbeit. Aber der Wahlkampf habe eine gute Dynamik entwickelt und die Mitstreiter seien immer zahlreicher geworden, erzählt sie. Rund 130 Personen hätten am Ende mitgeholfen, auch jetzt kämen jeden Tag noch ein paar hinzu. » | Nina Belz, Melun | Sonntag, 17. April 2022