Monday, March 21, 2022

Israel empört über Selenskyjs Holocaust-Vergleiche

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Mitte März in einem Video auf Facebook | Bild: AP

REDE VOR DER KNESSET

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Wolodymyr Selenskyj fordert vor Knesset-Abgeordneten Waffenhilfe für die Ukraine. Registriert wird in Israel aber vor allem ein historischer Vergleich. Der ukrainische Präsident versucht, die Wogen zu glätten.

Wolodymyr Selenskyjs scharfe Kritik an Israel und seine historischen Vergleiche in einer Rede vor den Mitgliedern der Knesset haben in dem Land entschiedenen Widerspruch hervorgerufen. Der ukrainische Präsident hatte sich am Sonntagabend in einer live übertragenen Videoansprache an die Parlamentarier und die Regierung gewandt. Darin geißelte er Israel für seine Weigerung, der Ukraine Waffen wie etwa das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ zur Verfügung zu stellen, um sich gegen die russische Invasion zu wehren.

Auch dass Israel sich den Sanktionen gegen Russland bislang nicht angeschlossen habe und nur beschränkt ukrainische Flüchtlinge aufnehme, kritisierte er. Dies sei die Entscheidung des israelischen Volks, sagte Selenskyj, aber „ihr müsst dann mit eurer Antwort leben“.

Selenskyj behauptete in diesem Zusammenhang, die russische Führung verwende gegenüber der Ukraine die gleiche Sprache wie seinerzeit die Nazis, als sie den Völkermord an den Juden planten. „Ihr erinnert euch gut an die ‚Endlösung‘ der jüdischen Frage“, sagte er, an die israelischen Zuhörer gerichtet. „Hört euch an, was nun in Moskau gesagt wird, hört, wie sie diese Wörter wieder sagen: ‚Endlösung‘. Aber dieses Mal in Bezug auf uns, auf die ukrainische Frage.“ » |Von Christian Meier, Tel Aviv | Montag, 21. März 2022