Tuesday, March 08, 2022

Der saudische Bösewicht lässt Biden zappeln

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Der amerikanische Präsident nannte Saudiarabien im Wahlkampf einen «Paria». Um die Erdölpreise trotz harten Sanktionen gegen Russland zu zügeln, braucht er nun aber Riads Hilfe. Bidens Berater erwägen deshalb einen Besuch im Wüstenstaat.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman scheint nun die Gunst der Stunde nutzen zu wollen. | Leon Neal / Getty

Das Ende der Sowjetunion hat verschiedene Gründe. Eine wichtige Ursache war ein starker Zerfall der Erdölpreise Mitte der achtziger Jahre, nachdem Saudiarabien seine Produktion stark erhöht hatte. Moskau fehlte danach schlicht das Geld, um sein Imperium aufrechtzuerhalten. Die damalige amerikanische Regierung unter Präsident Reagan soll in Riad für diesen Schritt geworben haben, um nicht nur die Sowjetunion, sondern auch Iran zu schwächen.

Fast vier Jahrzehnte später wäre die saudische «Erdölwaffe» für die USA auch im Kampf mit Putins Russland ein wirksames Mittel. Dies umso mehr, als der Druck auf Präsident Joe Biden steigt, die Sanktionen gegen Russland vom Finanzsektor auch auf den Export von Erdöl und Erdgas auszuweiten. «Russland verdient keinen Cent mehr von den USA», twitterte der republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, am Sonntag. Gleichzeitig kritisieren die Republikaner Biden dafür, die eigene Erdölindustrie durch Umweltauflagen einzuschränken. «Anstatt mehr einheimisches Erdöl zu produzieren, bevorzugt diese Regierung, mehr von Ländern wie Iran oder Venezuela zu kaufen», twitterte der Abgeordnete Pat Fallon. Washington schickt Delegation nach Venezuela » | Christian Weisflog, Washington | Dienstag, 8. März 2022