FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: In Brasilien wächst seit Jahren die Zahl der Neonazis. Auch ein deutscher Holocaust-Leugner hat sich in das Land abgesetzt. Fühlen sich die Rechtsextremen seit der Wahl von Präsident Jair Bolsonaro gestärkt?
Der brasilianische Moderator Bruno Aiub ist seinen Job los. „Ich finde, Nazis sollten ihre eigene Partei haben dürfen“, hatte er in der Podcast-Sendung „Flow“ gesagt. Aiub sagte zudem, jeder sollte das Recht haben, gegen Juden zu sein. Kurz nach der Sendung sprangen Sponsoren ab. Zudem eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft eine Untersuchung, weil in derselben Sendung auch der liberale Abgeordnete Kim Kataguiri in seinen Aussagen zwar nicht so weit, jedoch in eine ähnliche Richtung ging. Er sagte, eine Ideologie oder Meinung solle nicht mit Gesetzen, sondern mit Debatten bekämpft werden.
Der unterdessen gelöschte Podcast war daraufhin Thema in einer anderen Diskussionssendung, die über den großen Radiosender „Jovem Pan“ ausgestrahlt wurde, auch in Bewegtbild. Auch diese Sendung endete mit einer Entlassung. Grund war eine Geste des bekannten Kommentators Adrilles Jorge. Während der Sendung verurteilte er die Verherrlichung des Nationalsozialismus zwar mehrfach. Ganz am Schluss – und nach einem Hinweis auf die Gräueltaten kommunistischer Regime – aber hob er zum Abschied seine Hand. Ein Hitlergruß? Sarkasmus? Gar nichts? » | Von Tjerk Brühwiller, São Paulo | Donnerstag, 10. Februar 2022