Es gab Zeiten, da war Angela Merkel für viele Europäer der Inbegriff der «hässlichen Deutschen». In Griechenland und in Zypern hielten wütende Demonstranten während der Euro-Krise Transparente hoch, die die Bundeskanzlerin mit Hitler-Bärtchen zeigten. Die harten Sparauflagen waren für die Südeuropäer Ausdruck eines neuen deutschen Hegemonialstrebens. In Polen karikierten rechte Blätter Merkel mehr als einmal mit Pickelhaube oder in SS-Uniform, um gegen «belehrende Töne» aus Berlin zu polemisieren.
Als «Königin von Europa», zu der sie der britische «Daily Telegraph» einst krönte, wurde Merkel oft vorgeworfen, die Europäische Union zu spalten – sei es im Kontext der Finanzkrise, in der Flüchtlingskrise oder im Streit um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Doch nun, am Ende ihrer 16-jährigen Amtszeit, kann sich die Kanzlerin über hohe Popularitätswerte auf dem Kontinent freuen. » | Daniel Steinvorth, Brüssel | Mittwoch, 15. September 2021