Wednesday, September 15, 2021

Die meisten Europäer würden lieber von Merkel als von Macron angeführt

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Laut einer Umfrage in zwölf EU-Staaten ist es der scheidenden Kanzlerin gelungen, Deutschland als verlässlichen Partner zu etablieren. Müssten sich die Bürger in einer hypothetischen Wahl zwischen ihr und Emmanuel Macron entscheiden, fiele das Ergebnis eindeutig aus.

Angela Merkel bei einem Podiumsgespräch im Berliner Schauspielhaus im September. | Rolf Vennenbernd / DPA

Es gab Zeiten, da war Angela Merkel für viele Europäer der Inbegriff der «hässlichen Deutschen». In Griechenland und in Zypern hielten wütende Demonstranten während der Euro-Krise Transparente hoch, die die Bundeskanzlerin mit Hitler-Bärtchen zeigten. Die harten Sparauflagen waren für die Südeuropäer Ausdruck eines neuen deutschen Hegemonialstrebens. In Polen karikierten rechte Blätter Merkel mehr als einmal mit Pickelhaube oder in SS-Uniform, um gegen «belehrende Töne» aus Berlin zu polemisieren.

Als «Königin von Europa», zu der sie der britische «Daily Telegraph» einst krönte, wurde Merkel oft vorgeworfen, die Europäische Union zu spalten – sei es im Kontext der Finanzkrise, in der Flüchtlingskrise oder im Streit um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Doch nun, am Ende ihrer 16-jährigen Amtszeit, kann sich die Kanzlerin über hohe Popularitätswerte auf dem Kontinent freuen. » | Daniel Steinvorth, Brüssel | Mittwoch, 15. September 2021