Der überstürzte amerikanische Truppenabzug aus Afghanistan erwischte Mitte August nicht nur die Nato-Partner auf dem europäischen Festland, sondern auch Grossbritannien auf dem falschen Fuss. Hochrangige Minister, Diplomaten und Armeeangehörige machten kein Hehl daraus, dass sie das Vorgehen Washingtons missbilligten und die mangelnde Konsultation als respektlos empfanden. Konservative Abgeordnete deckten den Demokraten Joe Biden mit hämischer Kritik ein. Leitartikler sprachen von einem Tiefpunkt in der «special relationship» zwischen Washington und London.
Balsam für die britische Seele
Doch als Biden den britischen Premierminister Boris Johnson am Dienstagabend zu dessen erstem Besuch im Weissen Haus empfing, waren die alarmistischen Kommentare schon fast wieder vergessen. Denn vor Wochenfrist hatten Australien, das Vereinigte Königreich und die USA eine Kooperation über militärische Zukunftstechnologien ins Leben gerufen, die Canberra mit amerikanischen Nuklear-U-Booten beliefern soll und wie Balsam für die britische Seele wirkte.
Die Allianz mit dem Akronym Aukus ist ein Zeichen der Abschreckung gegenüber China. Die Briten finden sich in ihrer traditionellen Rolle als enger Verbündeter Washingtons wieder – und fanden daran umso mehr Gefallen, je mehr sich die Erzrivalen in Frankreich über den Verlust ihres eigenen Rüstungsgeschäfts mit Australien und über den «Verrat» Bidens empörten. Welche Rolle spielen die Briten? » | Niklaus Nuspliger, London | Donnerstag, 23. September 2021
Warum Frankreichs Wut nach dem geplatzten U-Boot-Deal immer noch anhält: Die Worte sind drastisch, das Verhalten verschnupft: Für Paris ist der Vertragsbruch der Australier mehr als eine monetäre Angelegenheit. Er berührt das Selbstverständnis der Franzosen und bestätigt eine These von Emmanuel Macron. »