Thursday, August 26, 2021

Nawalny klagt über »psychische Gewalt«

SPIEGEL: In einem Gespräch mit der »New York Times« äußert sich der inhaftierte Kremlkritiker erstmals über seine Haftbedingungen – und erhebt schwere Vorwürfe gegen die russischen Behörden.

Kremlkritiker Alexej Nawalny (Archivbild) | Foto: Moscow City Court Press Service / TASS / picture alliance/dpa

Erstes Interview aus der Haft

In seinem ersten Interview aus der Haft in Russland hat Kreml-Kritiker Alexej Nawalny den russischen Behörden schwere Vorwürfe gemacht. Der Oppositionsführer verglich in dem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit der »New York Times« seine Strafkolonie in Pokrow 100 Kilometer östlich von Moskau mit einem chinesischen Arbeitslager und sprach von einer Art Gehirnwäsche, der er unterzogen werde.

Die Zeiten von auszehrender Arbeit in sowjetischen Gulags sei vorbei, sagte Nawalny der »New York Times«. Stattdessen werde nun »psychische Gewalt« gegen die Häftlinge ausgeübt. So werde er gezwungen, täglich acht Stunden Kreml-treues Staatsfernsehen zu schauen. Lesen und schreiben dürfe er hingegen nicht. Außerdem weckten die Aufseher Häftlinge, wenn sie einschliefen. Seine Mithäftlingen piesackten ihn hingegen nicht, sagte Nawalny. Er habe sogar »Spaß« mit ihnen. » | nek/AFP | Donnerstag, 26. August 2021