Tuesday, August 17, 2021

Afghanistan: Warum die Regierungsarmee so wenig Widerstand leistete

Noch vor wenigen Wochen rechnete kaum ein Experte mit einem derart schnellen Siegeszug der Taliban. Die afghanischen Regierungsarmee - hier Soldaten auf einem Stützpunkt nördlich von Kabul im Juli - räumte zuletzt weitgehend kampflos das Feld. (Foto: ZAKERIA HASHIMI/AFP)| Oben, ein Screenshot von der Süddeutschen Zeitung.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: 300 000 Mann stark - und dennoch überfordert: Die Soldaten der Regierung in Kabul setzten den islamistischen Kriegern wenig entgegen. Das hat auch mit einem Geburtsfehler der neu aufgebauten Streitkräfte zu tun.

Das Video, das im Netz kursierte und den Weg zum US-Sender CNN fand, ist schockierend, Amnesty International spricht von einem Kriegsverbrechen und "kaltblütigem Mord". Im nordafghanischen Dawlat Abad folgen etwa 20 Soldaten der afghanischen Armee der Aufforderung offenbar der Taliban, sich zu ergeben. Als sie unbewaffnet vor das Haus treten, eröffnen die Islamisten das Feuer. Es war, am 20. Juni dieses Jahres, ein Menetekel für den Kollaps der Regierungsstreitkräfte, der ANSF, und für das Schicksal der Besiegten. Die Ermordeten gehörten laut afghanischen Medienberichten einer Spezialeinheit an, die in eine Falle geraten war und sich verteidigte, bis ihr die Munition ausging. Sie rief über Funk nach Luftunterstützung, die aber niemals kam. Zu den Toten gehörte der Kommandooffizier Sohrab Azimi, der in Teilen der Öffentlichkeit wie ein Nationalheld verehrt wurde und ein erbitterter Feind der Islamisten gewesen war. » | Von Joachim Käppner | Dienstag, 17. August 2021