DIE WELT: Das katholische Slowenien hat die modernste Homo-Gesetzgebung Europas. Schwule und Lesben dürfen heiraten und Kinder adoptieren. Die Gegner geben sich nicht geschlagen, sie verlangen ein Referendum.
Das Läuten der Kirchenglocken hallt über den Rathausplatz von Ljubljana. Die Fenster des Bürgermeisters und seiner Angestellten sind offen, aber das Geläut kann sie nicht stören. An diesem Morgen sind die Amtsstuben nämlich verwaist, die Mitarbeiter nehmen gerade geschlossen an einem Workshop teil. Wenn die vier Stunden vorbei sind, dann dürfen sie sich ein Zertifikat an ihre Türen hängen: "Offiziell ein freundlicher Ort für LGBT", steht darauf. Was sie damit sagen wollen, ist, dass Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender hier willkommen sind.
Das ist keine Selbstverständlichkeit in einem katholischen Land, das an den Balkan grenzt. Im benachbarten Serbien etwa wurde die Parade der Schwulen und Lesben in der Vergangenheit immer wieder wegen angeblicher Sicherheitsbedenken abgesagt, oder sie ging in Krawallen rechts-nationalistischer Gruppen unter.
In Slowenien aber weht ein anderer Wind, auch weil man sich hier historisch schon immer eher an Wien orientierte als an Moskau. "Hier muss niemand fürchten, verprügelt zu werden", sagt Miha Lobnik, ein Aktivist der NGO Legebitra aus Ljubljana, die für die Rechte von Homosexuellen kämpft. » | Von Silke Mülherr , Ljubljana | Dienstag, 09. Juni 2015