SPIEGEL ONLINE: Am Sonntag stimmt die Schweiz über eine Mindestlohninitiative ab. 18 Euro pro Stunde sind vorgesehen, so viel gibt es sonst nirgendwo. Wirtschaftsvertreter bangen schon um die Zukunft ihres Landes.
Bern/München - Vom Ende der Welt kommen derzeit Signale, über die manche Schweizer nur lächeln können: In Australien wächst die Kritik an der Höhe des dortigen Mindestlohns. Derzeit liegt er bei 16,37 australischen Dollar (rund 11,20 Euro). Die Regierung in Canberra hat der für die jährliche Festlegung zuständigen Kommission zuletzt Zurückhaltung empfohlen.
Die Schweiz dagegen würde in die Vollen gehen, sollte die Initiative der Gewerkschaften für eine gesetzliche Lohnuntergrenze am Sonntag eine Mehrheit finden: Stimmen die Eidgenossen dafür, gilt in der Schweiz künftig ein Mindestlohn in Höhe von 22 Franken (rund 18 Euro) pro Stunde. Es wäre der höchste der Welt. Die 8,50 Euro, die künftig in Deutschland gelten und lange Zeit politisch umstritten waren, würden sich dagegen geradezu mickrig ausnehmen.
"Ein starkes Land braucht faire Löhne", erklärt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Rund 330.000 Menschen würden in der Schweiz zu Stundenlöhnen von weniger als 22 Franken arbeiten, ohne davon "anständig leben" zu können. Ein Ja zur Mindestlohn-Initiative würde nicht nur für mehr Gerechtigkeit sorgen, sondern auch Kaufkraft und Arbeitsplätze schaffen. » | Von Björn Hengst | Freitag, 16. Mai 2014