Tuesday, September 17, 2013

Frankreich: Wie ein Konservativer sein Image radikalisiert

DIE WELT: Der frühere Premier François Fillon verwirrt die eigene Partei: Er würde bei Gelegenheit mit Frankreichs rechtextremer Front National paktieren. Ein Tabubuch für seine konservative UMP.

Bis zum vergangenen Wochenende galt der ehemalige französische Premierminister François Fillon, 59, als gemäßigter, um nicht zu sagen leicht langweiliger, konservativer Politiker. Da seine Aussichten, als solcher 2017 französischer Präsident zu werden, aber eher gering sind, entschied er sich für eine überraschende Image- und Kurskorrektur.

Die alte Abgrenzungsfaustregel, nach der Politiker der Union für eine Volksbewegung (UMP) auf kommunaler Ebene bei Stichwahlen zwischen Sozialisten und Kandidaten der rechtsextremen Front National (FN) eine Weder-noch-Strategie befolgen – das heißt keine Wahlempfehlungen geben –, sollte nicht mehr zwingend gelten, sagte Fillon in Interviews.

Man solle sich im Zweifel für den "am wenigsten spaltenden" Kandidaten entscheiden. Damit sorgte er für medialen Aufruhr und strategische Verwirrung in den eigenen Reihen. Denn bislang war es stets Fillon gewesen, der hatte erkennen lassen, dass er Nicolas Sarkozys Strategie, mit deftiger Rhetorik Stimmen potenzieller FN-Wähler zu erhaschen, unappetitlich fand. » | Von Sascha Lehnartz, Paris | Montag, 17. September 2013