Thursday, August 15, 2013

Kairos neue Militärherrscher sind schlimmer als Mubarak


DIE PRESSE: Die Indifferenz des Westens gegenüber dem Putsch haben die Generäle als Freibrief für ein Blutbad verstanden. Liberale Kräfte ließen sich zum Feigenblatt degradieren.

An Zynismus ist das schwer zu überbieten: Da töten die ägyptischen Sicherheitskräfte hunderte Anhänger der Muslimbruderschaft, und ein führendes Mitglied der Übergangsregierung – zivile Marionette der Militärherrscher – lobt die „Zurückhaltung“ bei der „Räumung“ der Protest-Camps. Das ist freilich nicht nur zynisch, sondern auch eine wohlkalkulierte Drohung an die Adresse der Islamisten: Glaubt bloß nicht, dass das Blutbad vom Mittwoch alles war, wozu wir fähig und willens sind. Bei den Muslimbrüdern wird man das schon richtig verstanden haben. Und wie ihre gewaltsamen Reaktionen zeigten, waren sie nicht bereit, auch noch die andere Wange hinzuhalten.

Es war ein Massaker mit Ansage: Zuerst holte sich Armeechef Abdel Fattah al-Sisi ein „Mandat“ der Straße, um gegen die Sit-ins vorzugehen, mit denen die Islamisten gegen den Sturz ihres Präsidenten Mohammed Mursi protestierten. Einige Tage spiegelte al-Sisi Kompromissbereitschaft vor, empfing westliche Politiker, nur um deren Vermittlung bald für „gescheitert“ zu erklären. Von da an war die Frage nicht mehr, ob die Sicherheitskräfte zuschlagen würden, sondern nur mehr, wann und wie brutal. Das Ausmaß – noch am Donnerstag stiegen die Opferzahlen stündlich – hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. » | Helmar Dumbs | Die Presse | Freitag, 16. August 2013 (Print-Ausgabe)