DIE WELT: Das in Deutschland verbotene Islamisten-Netzwerk "Millatu Ibrahim" organisiert sich in Ägypten neu – und ruft zur Rache an der Bundesrepublik auf. Der Anführer will als Eroberer zurückkehren.
Sie kamen im Morgengrauen. Hunderte Polizeibeamte durchsuchten am 14. Juni zahlreiche Vereinsräume und Privatwohnungen in sieben Bundesländern. Ziel der bundesweiten Aktion war die Zerschlagung des islamistischen Netzwerkes "Millatu Ibrahim".
Ein halbes Jahr trieb die Gruppierung zwischen Berlin, Solingen, Bonn und dem hessischen Erbach ihr Unwesen. Ihre Anhänger attackierten Polizisten bei Demonstrationen in Bonn, hetzten gegen Andersgläubige und riefen unverhohlen zum "Heiligen Krieg" in und gegen Deutschland auf.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich [Hans-Peter Friedrich] (CSU) ließ ein Verbotsverfahren gegen "Millatu Ibrahim" einleiten. Seit dem Verbot des sogenannten Kalifatstaates im Dezember 2001 hatte es keine großangelehte Aktion gegen organisierte Vertreter des islamischen Extremismus in der Bundesrepublik mehr gegeben.
Die Schließung der Solinger "Millatu Ibrahim"-Moschee habe mehr Symbolcharakter als tatsächlichen Nutzen, betonten Kritiker der Aktion. Mit dem Verbot eines Vereins verschwänden weder dessen Anhänger noch deren Ideologie. » | Von Florian Flade | Montag, 08. Oktober 2012