Saturday, September 15, 2012

Was wir über Mohammed sagen dürfen

DIE PRESSE: Der Amateurfilm "The Innocence of Muslims", der Moslems zu Protesten treibt, ist eine Provokation. Wieso funktioniert sie? Was darf man über Mohammed sagen, ohne den Zorn seiner Anhänger auf sich zu ziehen?

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“ Dieses oft verkürzt wiedergegebene „Bilderverbot“ aus der Thora, das Freud als „Triumph der Geistigkeit über die Sinnlichkeit“ gewürdigt hat, gilt – einer verbreiteten Meinung entgegen – im Islam nicht. Im Koran steht es nicht. Mohammeds Himmelfahrt war ein beliebtes Motiv islamischer Kunst, im Iran werden Darstellungen des Propheten heute als Postkarten und Poster verkauft.

Es ist also nicht die Empörung darüber, dass Mohammed dargestellt wird, was islamische Massen auf die Straßen treibt, sondern, wie er in dem Amateurfilm „The Innocence of Muslims“ dargestellt wird. Allein in dem auf YouTube erhältlichen 15-Minuten-Ausschnitt wird er als vaterloser Geselle gezeigt, der peinliche Schlapfen trägt, an Ripperln nagt, sich von einer Frau „Sitz!“ sagen lässt, der einen Esel zum „ersten muslimischen Tier“ erklärt, die Pädophilie seiner Gefährten akzeptiert, den Koran je nach seinen Gelüsten umschreibt... » | Thomas Kramar und Norbert Mayer | Die Presse | Freitag, 14. September 2012