SPIEGEL ONLINE: Einst gab David Cameron den Kämpfer gegen Mauscheleien, nun hat er selbst einen Skandal am Hals: Reiche Großspender konnten sich privaten Zugang zum Premier erkaufen. Viele Briten fragen sich, wie groß der Einfluss der Oberschicht auf die Entscheidungen des Premiers ist.
Wie viel kostet es, mit David Cameron im privaten Rahmen zu Abend zu essen? Wer mindestens 200.000 Pfund ausgibt, der bekommt "Premier-League-Zugang" zum britischen Premierminister. So hat es Peter Cruddas, Schatzmeister der britischen Konservativen, ausgedrückt. Dummerweise wurde er dabei von Undercover-Reportern gefilmt - und musste am Sonntag sogleich zurücktreten.
Die aufschlussreiche Video-Aufzeichnung, die die "Sunday Times" am Wochenende veröffentlichte, bringt den britischen Premierminister in Erklärungsnot. Der Tory, der einst als Saubermann der britischen Politik angetreten war, hat nun seinen eigenen Parteispendenskandal am Hals. Schon fragen die britischen Medien, wen Cameron getroffen hat - und was die Spender im Gegenzug erhalten haben.
Als großzügiger Geldgeber treffe man nicht den Premierminister, sondern die Person David Cameron und seine Frau Samantha in ihrer privaten Wohnung in der Downing Street, hatte Cruddas den Undercover-Reportern erklärt, die als potentielle Spender aufgetreten waren. Und er versprach für das Geld eine echte Gegenleistung: "Wenn Sie unglücklich sind, hören wir Ihnen zu und geben es an die Politik-Abteilung in der Downing Street weiter."
Alles gelogen, sagt nun das Büro des Premierministers. Cruddas habe dick aufgetragen und seinen Einfluss maßlos übertrieben. So laufe es in Wirklichkeit gar nicht. Cameron selbst erklärte am Montag in einer Rede, weder er noch sein Team hätten Spender auf Cruddas' Vermittlung hin getroffen. Keine einzige politische Entscheidung sei verändert worden. » | Carsten Volkery | London | Montag, 26. März 2012
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