Wednesday, February 29, 2012

Konvertiten droht Todesstrafe im Iran

Iranische Pastorin über christlich-muslimische Religionskonflikte – Mahin Mousapour im Gespräch mit Marietta Schwarz

DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: Die Pfarrerin und Ex-Muslimin Mahin Mousapour hat sich besorgt über die geplante Hinrichtung des christlichen Pastors Youcef Nadarkhani im Iran geäußert. Man wisse nicht, ob Nadarkhani überhaupt noch lebt.

Marietta Schwarz: 50-mal im Jahr, das heißt, im Schnitt jede Woche ist 2011 im Iran ein zum Tode Verurteilter hingerichtet worden. Damit hat sich diese Zahl innerhalb eines Jahres nach Angaben von Amnesty International vervierfacht. Das Land schreckt offenbar immer weniger vor der Todesstrafe gegen Oppositionelle, Menschenrechtler oder einfach Andersdenkende zurück. Zu diesen Andersdenkenden oder Andersglaubenden gehört auch Pastor Youcef Nadarkhani. Er ist wegen seines Übertritts zum Christentum zum Tode verurteilt worden und kann jeden Tag hingerichtet werden. Darüber spreche ich mit Mahin Mousapour, sie konvertierte vor 25 Jahren zum christlichen Glauben und leitet heute eine kleine Gemeinde mit Konvertiten aus Afghanistan und dem Iran in Frankfurt am Main. Guten Morgen!

Mahin Mousapour: Guten Morgen!

Schwarz: Frau Mousapour, was wissen Sie aus dem Iran über den Fall Nadarkhani?

Mousapour: Jetzt wissen wir, dass die iranische Regierung Youcef Nadarkhani wegen Konversion zum Christentum hinrichten will. Und wir fürchten uns davor und wir haben Sorge über diese Nachricht. Wir wissen nicht, ob er heute überhaupt lebt, das wissen wir auch nicht.

Schwarz: Youcef Nadarkhani ist heute 34 Jahre alt, aber schon mit 19 konvertiert. Das heißt, viele Jahre lang wurde er dafür offenbar nicht verfolgt. Seit wann geht denn das Regime so hart gegen Konvertiten vor?

Mousapour: Gut, 2009 wurde er festgenommen, er wurde auch immer wieder verhört, immer wieder und immer wieder. Und seit 2010 ist er im Gefängnis und 2011, im Oktober, wollte die iranische Regierung Youcef Nadarkhani mit einem Todesurteil hinrichten. Aber die internationale Kampagne, besonders Aktivitäten von der IGFM, der Menschenrechtsorganisation in Frankfurt, haben dies verhindert. Und jetzt möchte die iranische Regierung wieder neu aufbeleben und auf einmal möchte sie, haben wir gehört, Youcef Nadarkhani hinrichten. Er ist ein Konvertit und in einem Land mit 67 Millionen Moslems. Die Menschen, die zu Jesus Christus ihren Glauben wechseln wollen, die Menschen, die vom Islam so enttäuscht sind, sind nicht wenig. Und das macht die iranische Regierung nicht sehr glücklich.

Schwarz: Haben Sie eine Ahnung, einen Hinweis darauf, wie viele Menschen das im Iran sind?

Mousapour: Wir wissen nichts, man kann keine Statistik hier erfassen. Aber wir haben von der Regierung selbst im Sommer 2011 gehört, dass die Regierung mitgeteilt hat, dass 200 Hauskirchen in Mashhad entdeckt wurden. Und Mashhad ist eine sehr religiöse Stadt. Wir selbst als bekehrte Moslems oder Christen mit islamischem Hintergrund waren sehr erstaunt darüber. » | Mittwoch, 29. Februar 2012

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