DIE PRESSE: Die Regierung beginnt mit der Verteilung von Jausenpaketen an Schulen, nachdem sich Berichte über hungrige Kinder gemehrt haben.
Athen. In der Kantine seiner Schule herrschten Zustände wie vor vielen Jahrzehnten, erzählt Georgios Kapis, Direktor der Grundschule Zografou, einer typischen Gegend des Athener Mittelstandes. Eltern handelten mit der Kantinenwirtin aus, wie lange ihre Kinder anschreiben lassen können. Viele Schüler könnten nicht einmal mehr einen Sesamring kaufen, bekämen aber auch von zu Hause kein Pausenbrot mit.
Mit Kollegen und Eltern hat Kapis nun Komitees gegründet, die unentgeltlich Lebensmittel an die Kantine liefern, für Arztbesuche sorgen oder für Ausflüge spenden, weil es sich viele der Eltern einfach nicht mehr leisten können.
Ab dieser Woche sollen an 18 Athener Schulen Jausenpakete ausgegeben werden. Mit dem Pilotprojekt will das Bildungsministerium sozial schwache Familien unterstützen, die laut Berichten von Lehrern ihre Kinder hungrig zur Schule schicken müssten. Tatsächlich treibt die Krise immer mehr Familien in die Suppenküchen von Stadt- und Kirchengemeinden. Allerdings kochen daraus auch die Gegner des Spar-Memorandums ihr politisches Süppchen. » | Corinna Jessen | Die Presse | Sonntag, 05. Februar 2012