SPIEGEL ONLINE: Zine el-Abidine Ben Ali herrschte mit harter Hand über Tunesien, häufte Reichtümer an, dann jagte ihn sein Volk aus dem Amt. Seit einem Jahr versteckt er sich nun im saudi-arabischen Exil. Seine Gastgeber hüten das neue Leben des Ex-Despoten wie ein Staatsgeheimnis.
"Lang lebe Tunesien! Lang lebe das tunesische Volk! Lang lebe die Republik!" Das waren die letzten Worte, die die Tunesier vor genau einem Jahr von ihrem damaligen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Alihörten. Die TV-Ansprache am Abend des 13. Januar 2011 war der letzte verzweifelte Versuch des strauchelnden Diktators, das Ruder herumzureißen, das aufgebrachte Volk auf den Straßen zu besänftigen und sich an der Macht zu halten.
Es nutzte nichts: Keine 24 Stunden spatter musste der seit 1987 amtierende Alleinherrscher das Land verlassen.
In einer spektakulären Flucht setzte sich Ben Ali gemeinsam mit seiner Frau Leila per Flugzeug nach Saudi-Arabien ab. Der 75-Jährige war der erste arabische Autokrat, der 2011 nach einem Volksaufstand seinen Hut nehmen musste.
Ein kaum drei Sekunden langer Fernsehausschnitt ist seither das einzige Lebenszeichen Ben Alis. Er zeigt ihn Schulter an Schulter mit dem ehemaligen pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf im Gebet während der Trauerfeier für den verstorbenen saudi-arabischen Kronprinzen Sultan Bin Abd al-Asis Ende Oktober vergangenen Jahres. Der gestürzte Staatschef wirkt auf den kurzen Bildern rüstig, das Haar wie stets schwarz gefärbt. Dieser Eindruck widerspricht Gerüchten über seinen schlechten Gesundheitszustand. Angeblich soll Ben Ali schon im Februar 2011 einen Schlaganfall erlitten und zeitweise im Koma gelegen haben. Offiziell bestätigt wurden diese Meldungen jedoch nie. » | Von Christoph Sydow | Freitag 13. Januar 2012