ZEIT ONLINE: ...ist mein Freund. Deshalb rüstet Deutschland Saudi-Arabien auf. Das ist fatal
Wir leben in stürmischen Zeiten. Da müssen wir uns an jemandem festhalten. Manchmal ist der, nach dessen Hand wir greifen, ziemlich unappetitlich, mitunter geradezu abstoßend. Doch wir packen zu, weil wir glauben, keine Alternative zu haben. Es gibt in der politischen Sprache eine Wortschöpfung für solch sinistre Freunde. Man nennt sie Stabilitätsanker. Das klingt fest, das klingt sicher, das hilft gegen die Angst. Dieser jemand, der uns unheimlich ist und uns trotzdem schützen soll, dieser jemand ist zurzeit Saudi-Arabien.
Die eklatante Missachtung der Menschenrechte daheim und eine militante-extremistische Missionierung in fernen Ländern ist typisch für Saudi-Arabien – eigentlich Grund genug, Abstand zu halten. Das Gegenteil geschieht gerade. Die saudische Monarchie bekommt alles, wonach sie verlangt. Zum Beispiel 270 hochmoderne Kampfpanzer aus deutscher Produktion. Die Bundesregierung hat eine Voranfrage zum Kauf aus Saudi-Arabien positiv beantwortet. Sie verweigert darüber jede öffentliche Debatte.
Innenpolitisch ist das ein Skandal, und außenpolitisch ist es eine desaströse Entscheidung, denn sie stützt sich auf ein Prinzip, das vor allem in der Golfregion noch nie funktioniert hat: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. » | Von Ulrich Ladurner | Freitag 16. Dezember 2011