DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: Die Anschläge des 11. September haben den Blick auf den Islam verändert. Es gibt auch ein wachsendes Verständnis dafür, dass es den Islam nicht gibt, sondern viele verschiedene Ausprägungen. Die Salafisten sind eine davon: Ihre Mitglieder vertreten einen radikalen Islam, gelten als die am schnellsten wachsende islamistische Strömung in Deutschland.
Mittwochabend in Berlin-Wedding: Islamunterricht in der As Sahaba-Moschee. Rund 60 Männer, die meisten um die 20 Jahre alt, laufen zum Eingang des vor einem Jahr umgebauten Lebensmittelladens. Sie fallen auf mit ihren ungestutzten Vollbärten, den bodenlangen weißen Gewändern und den gehäkelten Kappen. Warum sie hier sind? Das darf man sie nicht fragen - die Gemeindeleitung hat Interviews nicht gestattet und steht selbst nicht für ein Gespräch zur Verfügung. Nur das Zuhören ist erlaubt.
Frauen betreten die As Sahaba-Moschee durch einen eigenen Eingang. Sie haben einen Raum für sich, ein dunkles Hinterzimmer. Gut zwanzig zumeist jugendliche Beterinnen sind gekommen. Sie alle tragen schwarze oder dunkelbraune Ganzkörperumhänge, die nur einen Ausschnitt des Gesichts freilassen. Der Imam der Moschee, Ahmad Armih, der sich hier Ahmad Abdul Baraa nennt, beginnt im Männerraum mit seiner Ansprache. Die Frauen hören sie über einen Lautsprecher. Heute geht es um die Deutschen, die er abfällig "Kuffar", Ungläubige, nennt:
"Seht ihr nicht hier in Deutschland die Deutschen, wie sie leben, meine Brüder und Schwestern. Subhanallah! Manchmal, da denkt man, da hat jemand eine Stalltür aufgelassen, wenn man die Leute hier sieht. Wie sie grölen. Wie sie reden. Wie sie bestimmte Sachen machen. Die sind nur triebgeladen! Aber so hat uns Allah nicht gesagt, dass wir so leben sollen. So hat er den Tieren bestimmt, dass sie so leben sollen. Aber nicht den Menschen, liebe Brüder und Schwestern."Deshalb dürfen sich fromme Salafisten nicht mit andersgläubigen Deutschen befreunden, erklärt Ahmad Abdul Baraa:
"Manche sagen, egal. Bist du Jude, bist du Christ, Muslim, alle sind Brüder. Juden, Christen, alles Brüder. Okay, wir sind nett zu den Leuten, aber das heißt doch nicht, dass wir sie als unsere Brüder nehmen."Die meisten Muslime seien bereits verwestlicht, daher werden sie zusammen mit den "Ungläubigen" in die Hölle kommen, so der Prediger. Fromme Salafisten hingegen erhalten einen Platz im Paradies: » | Von Lisa Steger | Samstag 10.September 2011
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