SPIEGEL ONLINE: Protestanten dürfte dieser Papst-Satz enttäuschen: "Unter den christlichen Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie am nächsten." Am letzten Tag seines Deutschland-Besuchs hat Benedikt XVI. seine Präferenzen klar benannt. Viel Lob gab es für einen ehemaligen Staatsmann - Helmut Kohl.
Freiburg - Die katholische Kirche steht nach Ansicht des Papstes den orthodoxen Kirchen in Deutschland näher als den Protestanten. Bei einem Treffen mit Vertretern der Orthodoxen sagte Benedikt XVI. am Samstag in Freiburg nach Angaben des Vatikans: "Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie theologisch am nächsten."
Er habe die Orthodoxie "lieben gelernt", sagte er und sprach ausdrücklich von einer "Wiederherstellung der vollen Einheit, die wir erhoffen" - genau diese Worte hatten sich viele für das Treffen mit den Protestanten ersehnt. Die Hoffnung wurde jedoch enttäuscht. Am Freitag war der Papst mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengekommen, hatte dabei aber nicht einmal kleine Zugeständnisse gemacht.
Bei seinem historischen Gespräch im Augustinerkloster in Erfurt forderte Benedikt XVI. stattdessen abermals eine Rückbesinnung auf den Glauben als Grundlage für den weiteren Ökumeneprozess. Zwar feierte der Papst einen ökumenischen Gottesdienst in einer evangelischen Kirche - eine weitere Annäherung der Konfessionen blieb jedoch aus. Es gebe in dieser Frage nichts zu verhandeln, wie es Politikern möglich sei, sagte Benedikt. » | ore/dpa/dapd/AFP | Sonntag 25. September 2011