Sunday, June 19, 2011

Repression in Syrien: „Sogar die Katzen haben Angst“

FRANKFURTER ALLGEMEINE: Im F.A.S.-Interview spricht eine syrische Ärztin über ihren Einsatz im seit Wochen von der Armee belagerten Homs, die Rolle der Frauen bei den Protesten und die wachsenden Spannungen zwischen den Konfessionen: „Der Geruch von Bürgerkrieg liegt in der Luft.“ Mit Joud sprach Gabriela M. Keller.

Patienten kann Joud nur noch im Untergrund behandeln. Die Sicherheitskräfte haben ihr verboten, verwundete Demonstranten zu versorgen. Joud, eine angesehene Ärztin und Aktivistin, lebt in der syrischen Industriestadt Homs. Die Millionenmetropole nahe der Grenze zum Libanon ist eine Hochburg des Widerstands gegen Präsident Assad. Am 9. Mai rückten Soldaten mit Panzern und Sturmgewehren in die Stadt ein, sie schossen auf Zivilisten und Wohnhäuser, Dutzende Menschen wurden getötet. Seitdem leben die Bewohner im Zielkreuz von Scharfschützen. Am Freitag töteten die Sicherheitskräfte abermals neun Menschen, die gegen Assad protestierten. In einem Telefonat per Internet beschreibt Joud, wie sie Verwundeten hilft, warum sie ihr Leben aufs Spiel setzt und wie das Regime versucht, die Bevölkerung zu spalten. Ihren wahren Namen müssen wir verschweigen, um sie zu schützen. » | Von Gabriela M. Keller | Sonntag 19. Juni 2011