FRANKFURTER ALLGEMEINE: Bei Kämpfen zwischen Gegnern und Anhängern des syrischen Präsidenten Baschar al Assad sind im Libanon sechs Menschen getötet worden. Auch in Syrien rüstet die Opposition zunehmend auf. Derweil prüft Washington, ob gegen Assad Anklage wegen Kriegsverbrechen erhoben werden kann.
Drei Monate nach Beginn des Aufstands in Syrien hat der Konflikt den Libanon erreicht. Am Freitag kamen bei Kämpfen in der Hafenstadt Tripoli sechs Menschen ums Leben, ein weiterer Mann erlag am Samstag seinen Verletzungen. In der nur zwanzig Kilometer von der syrischen Grenze gelegenen Gemeinde hatten zunächst sunnitische Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Saad Hariri gegen Syriens Präsidenten Baschar al Assad demonstriert, in einem anderen Viertel alawitische Gefolgsleute Assads dem Herrscher des Nachbarlandes ihre Unterstützung ausgedrückt. Daraus entspann sich ein Feuergefecht mit Waffen und Panzerfäusten. Sniper beschossen Passanten, Bewohner flohen aus der Stadt.
In Tripoli ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Gefechten zwischen sunnitischen und alawitischen Kämpfern gekommen. In der sunnitischen Hochburg spiegelt sich der Konflikt im Kleinen, der ganz Syrien entlang konfessioneller Linien zu spalten droht: Während das Regime von der alawitischen Herschaftclique um Assad, seinem Bruder Maher und dessen Cousin Rami Makhlouf beherrscht wird, ist eine große Mehrheit der Bevölkerung sunnitisch. Auch der Großteil der von Menschenrechtsgruppen auf inzwischen 1300 geschätzten Opfer des syrischen Aufstands sind Sunniten. Die Zahl der in den Libanon geflohenen Syrer beläuft sich inzwischen auf fast 10.000. » | Von Markus Bickel | Samstag 18. Juni 2011