Wednesday, May 04, 2011

Pannen in Obamas Bin-Laden-Show

DIE PRESSE: Der Versuch, die Tötung des Terrorpaten auszuschlachten, wird von Ungereimtheiten und Widersprüchen begleitet. Die Tatsache, dass Osama bin Laden unbewaffnet war, stürzt die US-Regierung in Verlegenheit.

Washington.
56 Millionen Amerikaner sahen zu, als Präsident Barack Obama zu mitternächtlicher Stunde am Sonntag mit der Entschlossenheit des Oberbefehlshabers und im Duktus des Politikprofessors den größten Erfolg seiner Amtszeit verkündete. 24 Stunden später schnellten seine Umfragewerte bereits in die Höhe, von mageren 47 auf 56 Prozent. Fotos aus dem Situation Room des Weißen Hauses zeigten den Präsidenten und sein Team, wie sie mit der Kommandoaktion der Navy Seals im pakistanischen Abbottabad mitbangten. Bei dem Einsatz stand auch die Reputation der Regierung auf dem Spiel.

Jeder Präsident hätte den Triumph über die Tötung Osama bin Ladens, des Staatsfeindes Nummer eins, gebührend ausgeschlachtet. Ein Auftritt Barack Obamas im Beisein der Angehörigen von 9/11-Opfern auf dem „Ground Zero“, dem Krater des World Trade Center in New York, soll heute den glanzvollen Höhepunkt der PR-Strategie des Weißen Hauses markieren. Und was wäre staatsmännischer, als sich Schulter an Schulter mit George W. Bush über die innenpolitischen Gräben zu erheben und an die Einheit und die Größe der Nation zu appellieren? » | Vom Korrespondenten Thomas Vieregge | Mittwoch, 04. Mai 2011