FRANKFURTER ALLGEMEINE: Anne Sinclair kämpft mit Format, Geld und Engelsgeduld um die Zukunft ihres Mannes Dominique Strauss-Kahn. Eine-Million-Dollar-Kaution hat sie gezahlt, damit ihr Gatte aus dem New Yorker Schwerverbrecherknast Rikers freikam.
Was für eine Frau! Er hatte ihr den Elysée-Palast versprochen – und jetzt muss sie ihn mit ihren Millionen vor dem Gefängnis retten. Anne Sinclair hat die Eine-Million-Dollar-Kaution gezahlt, ihre Luxusvilla im Washingtoner Stadtteil Georgetown als Hypothek freigegeben, damit Dominique Strauss-Kahn aus dem New Yorker Schwerverbrecherknast Rikers freikam. Sie hat eine Wohnung gemietet, in der er mit einer elektronischen Fessel am Fuß bleiben kann. Auch wenn erst einmal nichts daraus wurde. Wegen des Medienrummels waren die Nachbarn dagegen, sitzt Strauss-Kahn nun in einem Apartment in der Nähe von Ground Zero in Hausarrest. Anne Sinclair, die unschuldig in einen entehrenden Sexskandal gezogene Ehefrau, setzt ihr Vermögen aufs Spiel, damit die besten Anwälte ihren Mann vor Gericht verteidigen. „Die Beweislast gegen ihn ist umfangreich“, sagt der New Yorker Staatsanwalt. „Sie wächst jeden Tag weiter.“ „Dominique Strauss-Kahn kann sich glücklich schätzen, dass er eine Frau wie Anne Sinclair hat“, sagt Robert Badinter, der sozialistische Justizminister, der 1981 in Frankreich die Todesstrafe abschaffte.
Ohne zu wissen, was in der Suite 2806 des New Yorker Luxushotels Sofitel zur Mittagsstunde wirklich geschah, entschloss sich Anne Sinclair zu unbedingter Solidarität. Ihr Mann soll ein schwarzes Zimmermädchen vergewaltigt haben? „Ich glaube keine Sekunde lang den Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden“, schrieb sie in einem Kommuniqué. „Ich zweifle nicht daran, dass sich seine Schuldlosigkeit erweisen wird.“ » | Von Michaela Wiegel, Paris | Sonntag, 22. Mai 2011