SUEDDEUTSCHE: Der Westen gegen Muammar al-Gaddafi: Die von Frankreich und den USA geführte Kriegsallianz überzieht die Truppen des Despoten mit einem massiven Bombardement. Doch er gibt nicht auf, stößt wüste Drohungen aus - das gesamte Mittelmeer solle Schauplatz der Kämpfe werden.
Es ist fast Geisterstunde in Tripolis, als sich der libysche Despot zu Wort meldet. In einer Tonbotschaft, kurz und knapp. Ohne Bilder, die Aufschluss darüber ermöglichen würden, wie es Muammar al-Gaddafi gehen mag, wo er sich aufhält und ob die Mitteilung, die kurz vor Mitternacht im Staatsfernsehen verbreitet wird, überhaupt aktuell ist oder aufgezeichnet.
Ihr Inhalt dagegen hat es in sich.
"Das Mittelmeer wird zum Schlachtfeld werden", droht der Diktator, der seit Wochen brutal den Aufstand der Opposition in seinem Land niederschlagen lässt. Er schwadroniert, die Angriffe der westlichen Koalition auf seine Armee seien "Auslöser eines zweiten Kreuzfahrerkrieges". Er droht mit Vergeltung: Es würden "zivile und militärische Ziele" im Mittelmeer angegriffen. "Die Interessen der Länder, die an der Aggression teilgenommen haben, sind in Gefahr." Und: Das libysche Volk ist bereit, die Kreuzritter zu bekämpfen. Wir werden die Waffenlager für alle Libyer öffnen." Dann ruft er die Länder Afrikas, Arabiens, Lateinamerikas und Asiens auf, ihm im Kampf beizustehen.
Ist diese Botschaft schon das letzte Aufbäumen eines sterbenden Regimes, das der westlich geführten Allianz nur leere Drohungen entgegenzusetzen hat? Oder ist Gaddafi ernster zu nehmen, als es viele in diesen Tagen vermuten: weil er nun in seine größte Schlacht ziehen und alles versuchen wird, um seinen Clan an der Macht zu halten?
Fest steht, dass er nicht das tun wird, wozu ihn der Westen noch Stunden zuvor aufgefordert hatte, nämlich die Waffen schweigen zu lassen, den Aufständischen im Land ihren Raum zu lassen, einer friedlichen Lösung eine letzte Chance zu geben.
Und so ist nun Krieg in Libyen. » | © Sueddeutsche | Sonntag, 20. März 2011
NZZ ONLINE: Ghadhafi ruft sein Volk zur Selbstverteidigung auf: «Das Mittelmeer wird zum Schlachtfeld werden» » | Samstag, 19. März 2011