WELT ONLINE: Die US-Notenbank will die Wirtschaft mit der Notenpresse ankurbeln. Finanzminister Schäuble übt daran nun ungewöhnlich scharfe Kritik.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die jüngste Maßnahme der US-Notenbank zur Ankurbelung der Wirtschaft als Bruch internationaler Abmachungen kritisiert. Die großen Wirtschaftsprobleme der USA seien mit noch mehr Schulden nicht zu lösen, sagte Schäuble am Donnerstagabend den ARD-„Tagesthemen“. „Das war übrigens gemeinsame Politik, der sich noch alle Industrieländer, auch die USA, beim G-20-Gipfel in Toronto (...) ausdrücklich verpflichtet haben.“
US-Notenbankchef Ben Bernanke verteidigte dagegen den geldpolitischen Kurs der Federal Reserve. Die US-Notenbank hatte verkündet, Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar zu kaufen. Nach den Worten Schäubles bereiten die USA der internationalen Finanzwelt damit zusätzliche Probleme. Experten fürchten eine ausufernde Inflation sowie eine Verschärfung der weltweiten Währungsungleichgewichte.
„Wir werden das auch in bilateralen Gesprächen, aber natürlich auch beim G-20-Gipfel in der kommenden Woche in Südkorea mit unseren amerikanischen Freunden kritisch ansprechen“, kündigte der Minister an. Die USA wollen mit dem umstrittenen Manöver die Kreditzinsen senken, um auf diese Weise die schleppende Nachfrage anzukurbeln. Die neue Milliardenstütze der US-Notenbank lässt Europas Währungshüter kalt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet stellte am Donnerstag klar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrem Kurs festhält und den Geldhahn allmählich zudrehen wird. >>> dpa/tma | Freitag, 05. November 2010