ZEIT ONLINE: Lippenstiftverbot, "islamisch korrekte" Haarschnitte, Sittenwächter: Teheran zieht mal wieder verstärkt gegen vermeintlich westliche Werte zu Felde.
Erst wurden die Proteste auf den Straßen mit roher Gewalt niedergeknüppelt, jetzt will das Regime Front machen gegen die „kulturelle Invasion des Westens“. Die Islamische Republik soll noch islamischer werden, auf allen Ebenen werden die Zügel angezogen. Ob männlicher Haarschnitt oder weibliches Kopftuch, ob Lehrbücher an Schulen oder Curricula an Universitäten, ob Filme, Bücher oder Konzerte – die allmächtigen Revolutionswächter haben ihren Kulturkampf ausgerufen gegen die verderblichen Einflüsse des Auslands.
So präsentierte das iranische Kulturministerium zum „Festival für Schleier und Sittsamkeit“ neue Richtlinien für „islamisch korrekte“ Haarschnitte für Männer. Das Plakat zeigt bartlose Gesichter mit Scheitel, kurzem Haar und wuchtigen Koteletten, einige auch mit Pomadefrisur – nie aber mit Pferdeschwänzen oder dem im Iran so populären Stachel-Look. Alle Designs seien auf „die Größe des Kinns eines typischen iranischen Mannes sowie das Aussehen seines Nackens abgestimmt“, betonte Jaleh Khodayar, die das Festival organisierte.
Die spezielle Mischung aus islamischer Tradition und modischem Schick sei geeignet, „den kulturellen Angriff des Westen auf unser Land zu parieren“. Bei jedem Coiffeur sollen die Modelle künftig hängen – neue Vorschriften für weibliche Haarmode unter dem Schleier hat sie bereits in Arbeit. Weiter lesen und einen Kommentar schreiben >>> Von Martin Gehlen | Dienstag, 13. Juli 2010
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