TAGES ANZEIGER: Nach der Aufhebung der Visumspflicht kehren Zehntausende Mazedonier ihrer Heimat den Rücken, um der dortigen Armut zu entkommen. Bereits spüren erste Kantone die Auswirkungen der kleinen Völkerwanderung.
Seit Dezember letzten Jahres dürfen die Bürger Serbiens, Montenegros und Mazedoniens ohne Visum nach Westeuropa reisen. Wer über einen biometrischen Pass verfügt, kann sich ab dann bis zu 90 Tage im Ausland aufhalten - und das im gesamten Schengenraum, also auch in der Schweiz[.]
Diese Aufhebung der Visumspflicht hat nun vor allem in Mazedonien eine kleine Völkerwanderung ausgelöst. In nur sieben Wochen haben nach Angaben des Innenministeriums in Skopje fast 150'000 Personen die neue Reisefreiheit genutzt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Es dürfte sich dabei nicht nur um Touristen handeln: Laut Schätzungen dürften mehr als zwei Drittel der ausgereisten Mazedonier die Heimreise nicht angetreten haben. Hochburg der Auswanderungsbewegung ist der albanisch dominierte Westen Mazedoniens: Dort starten in einigen Dörfern täglich bis zu fünf Busse nach Westeuropa. Aber auch im südserbischen Presevo-Tal, ebenfalls ein mehrheitlich von Albanern bewohntes Gebiet, sind nach inoffiziellen Angaben bereits etwa 10'000 Personen ausgereist. >>> Von David Vonplon | Dienstag, 23. Februar 2010