Wednesday, May 27, 2009

Vom Volkskrieg zum Jihad im Nordkaukasus: Das islamistische Gesicht des Widerstands im Süden Russlands

NZZ Online: Die russischen Nordkaukasus-Republiken werden seit Jahren von Gewalt erschüttert. Die Zeit der breit abgestützten Volkserhebung ist vorbei. Der Untergrund besteht heute aus Islamisten, deren Ziel ein «Emirat» ist. Die Politik Moskaus spielt ihnen in die Hände.

Moskau, im Mai

An Karamachi und Tschabanmachi, zwei Dörfer an der dagestanisch-tschetschenischen Grenze, erinnert sich heute kaum jemand mehr. Fundamentalistische islamische Gelehrte hatten hier vor zehn Jahren – sogar mit zeitweiliger Billigung der Moskauer Zentralregierung – ein nach den Regeln des islamischen Rechts (Scharia) organisiertes Gemeinwesen aufgebaut. Zu ihnen stiessen auch die militanten islamistischen Feldkommandanten Schamil Bassajew und Chattab aus dem ersten Tschetschenien-Krieg. Im August 1999 griffen sie im Namen der islamischen Befreiung des Nordkaukasus in benachbarte Regionen Dagestans aus. Doch die Unterstützung der Bevölkerung fanden sie nicht, und der Angriff auf die Ortschaft Botlich geriet zum Fiasko. Er bot der Regierung in Moskau Gelegenheit zur Intervention. Die «antiterroristische Operation» – wie der zweite Tschetschenien-Krieg offiziell genannt wurde – ging erst vor kurzem formell zu Ende. >>> Vom Russland-Korrespondenten der NZZ Markus Ackeret | Mittwoch, 27. Mai 2009