NZZ Online: Vor zwanzig Jahren erging gegen Salman Rushdie die Fatwa und radikalisierte die britischen Muslime
Die Aufgabe seines Berufsstandes, sagt der Dichter Baal in Salman Rushdies «Satanischen Versen», sei das Anzetteln von Auseinandersetzungen – «und wenn aus den Wunden, die seine Verse reissen, Ströme von Blut fliessen, so werden sie ihn nähren». Zweifellos hat Salman Rushdie seit dem Valentinstag 1989 oft über diese Äusserung nachgedacht. Angefangen hatte die Kampagne gegen ihn, als sein neuer Roman im Oktober 1988 in Indien offiziell gebannt wurde. Auf Verbote in Pakistan, Saudiarabien und Ägypten folgte im Januar 1989 die Kunde aus der englischen Stadt Bradford: Dort, auf einem öffentlichen Platz an einen Pfahl genagelt, wurde das Buch vor einer schaulustigen Menge verbrannt. Richter und Zuschauer waren extremistische Muslime.
Ein literarisches Werk verboten und verbrannt – weil es religiöse Gefühle verletzte? Westliche Verstandesmenschen, die so fragten, bekamen bald noch mehr zu hören. Am 14. Februar 1989 wurden Rushdie und seine Verleger vom schiitischen Ajatollah Khomeiny, dem Führer der Islamischen Revolution in Iran, zu madhur ad-dam (jene, deren Blut vergossen werden muss) erklärt. Die Fatwa und ihre Motive >>> Georges Waser | Samstag, 14. Februar 2009
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