Sunday, September 21, 2008

Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem!

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Foto von Ralph Giordano dank der Welt

WELT ONLINE: Mit aller Kraft gegen Rassismus – fordert Ralph Giordano. Denn Organisationen wie Pro Köln wollen die islamkritische Haltungen der Bevölkerung für einen rassistisch-völkischen Rechtspopulismus ausbeuten. Trotzdem müsse der Kampf gegen islamische Demokratiefeindlichkeit weitergehen.

Das hat es in Köln seit 1992 nicht mehr gegeben, als sich Zehn-, ja Hunderttausende unter dem Motto „Arsch hu“ (Arsch hoch) und „Zäng useinand“ (Zähne auseinander) in endlosen Kolonnen und langen Märschen auf den Clodwigplatz zubewegten, um dort in eine furiose Kundgebung gegen Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit zu münden. Eine dröhnende Antwort auf den rassistischen Flächenbrand, der damals über das gerade vereinigte Deutschland hinwegraste.

An diesem Wochenende nun war es wieder so weit, kam es zu einer Manifestation, die an jede Sternstunde vor sechzehn Jahren erinnert und einen Menschen mit meiner Biografie das Herz höher schlagen lassen könnte. Könnte?

Wieder der Aufmarsch vieler Tausender, wieder eine weit überlokale Bürgerbewegung, die dem Aufruf von Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und anderen Organisationen gefolgt ist: „Wie stellen uns quer!“ Gegen wen? Gegen einen „Anti-Islamisierungskongress“, unter dessen Dach sich so etwas wie die Creme des Euro-Faschismus mit dem Schlagwort „Islamisierung und Türkisierung in Deutschland stoppen“ ein Stelldichein in der Domstadt geben wollte. Schirmherr und Organisator war die vom Verfassungsschutz beobachtete, tief angebräunte Geschichtsnachhut „Pro Köln“ (mit der ich, siehe Postskriptum, eine persönliche Fehde habe).

Das Großspektakel ist eine Mogelpackung. Gibt es doch in Wahrheit zwischen der Rechts-außen-Camorra des alten Kontinents und islamischer Orthodoxie zahlreiche Parallelen und Wesensverwandtschaften – in der reaktionär-patriarchalischen Familienmoral, der Verachtung von Frauen, der Ablehnung des aufgeklärten und emanzipierten Individuums, dem spezifischen Hass auf Juden und dem gemeinsamen Ziel – der Zerstörung des demokratischen Verfassungsstaates. „Pro Köln“ und ihr Euro-Import von bekennenden Antidemokraten wollen keine andere, sie wollen gar keine Republik.

Die Anprangerung menschenrechtswidriger und antidemokratischer Lehren und Praktiken des Islam ist denn auch das Letzte, worum es den Veranstaltern des „Anti-Islamisierungskongresses“ geht. Was sie wirklich wollen, ist der groß angelegte Versuch, begründete islamkritische Haltungen der Bevölkerung im Sinne eines rassistisch-völkischen Rechtspopulismus auszubeuten.

Deshalb klar und unmissverständlich: Im Kampf gegen den Terrorismus unter der Fahne des Propheten wie auch gegen eine schleichende Islamisierung, wie ich ihn an der Seite kritischer Muslime führe, ist der Euro-Faschismus kein Bundesgenosse, sondern der eingeborene Feind der historisch und politisch berechtigten Islamkritik. Eine Kritik, die Muslime nicht unter Generalverdacht stellt, aber auch schmerzende Wahrheiten nicht scheut. Mit aller Kraft gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – ja! Aber ebenso gegen Ausgrenzung und Abschottung von Frauen in den Parallelgesellschaften, gegen die Inflation von Zwangsehen, die unsägliche Perversität der „Ehrenmorde“ und manch andere Praktiken, die mit unserer Rechtsordnung unvereinbar sind. Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem! >>> Von Ralph Giordano | 20. September 2008

My Essay:
Islam: The Enemy of Democracy and Freedom >>>

The Dawning of a New Dark Age (Taschenbuch) >>>
The Dawning of a New Dark Age (Gebundene Ausgabe) >>>